Offener Brief des SDS an die DHBW

Sehr geehrte Damen und Herren,

Wir als Sozialistisch-Demokratischer Studierendenverband (SDS) an der DHBW Stuttgart richten uns heute mit einem schwerwiegenden Anliegen an Sie. Wir betreiben seit einigen Wochen Recherche zur Kooperation der DHBW mit verschiedensten Waffenkonzernen. Im Zuge unserer Recherche haben wir begonnen, andere Studierende auf diesen Umstand aufmerksam zu mache. Wir halten es für ethisch nicht vertretbar, dass wir an einer Hochschule studieren, welche Krieg und Vernichtung im Studienalltag akzeptiert. Unter Anderem haben wir verschiedene Veröffentlichungen zu dem Thema verfasst, welche hier zu finden sind: https://sdsstuttgartdhbw.noblogs.org/post/category/antimilitarismus/. Die Resonanz unter Studierenden und auch Alumnis zu unserer Recherche waren von großer Betroffenheit gezeichnet. Viele Studierende wussten nichts davon und waren tief getroffen, von diesen Kooperationen und den Verbrechen derselben Konzerne zu erfahren. Aus diesem Grund möchten wir uns nun in diesem offenen Brief an Sie wenden.

Die DHBW bietet an vielen Standorten Studiengänge der verschiedensten Richtungen an. Wir stellten uns die Frage: Welches Ausmaß hat diese Kooperation? Im Laufe unserer Recherche haben wir Kooperationen an nahezu allen Standorten mit verschiedensten Unternehmen der Waffenindustrie festgestellt: An den Standorten Ravensburg, Lörrach, Stuttgart und Villingen-Schwenningen werden Studierende unter anderem in den Studiengängen Wirtschaftsinformatik, Maschinenbau, BWL und Wirtschaftsingenieurwesen ausgebildet. Wir haben Kooperationen mit über 15 Rüstungsunternehmen festgestellt, zu diesen zählen u.a. Krauss-Maffei Wegmann, die Rüstungssparte von Airbus, Thales, Heckler & Koch, Junghans, Rheinmetall, Hensoldt, Diehl sowie die Northrop-Tochter Northrop Grumman LITEF in Freiburg im Breisgau.

Vor allem die Rüstungsfirmen Heckler & Koch und Rheinmetall, die auch im Studienführer präsentiert werden, sehen wir besonders kritisch. Mit Waffen von Heckler & Koch wurden unter Anderem 2014 mexikanische Studierende ermordet. Für die Region wurde von der Bundesregierung damals ein klares Belieferungsverbot ausgesprochen. Durch Bestechung und Verschleierung des Lieferwegs wurde dies vom Konzern umgangen. Dieses Beispiel ist kein Einzelfall, sondern das standardmäßige Vorgehen, da die Profitmaximierung bei diesem Unternehmen immer vor jeglicher moralisch-ethischer Verantwortung steht. Neben der sehr fraglichen ethischen Vertretbarkeit von Waffenexporten im Allgemeinen, finden wir es widersprüchlich, dass Firmen unterstützt werden, die offensichtlich Rechtsbrüche begehen und Menschenrechtsverletzungen in Kauf nehmen.

Zu Beginn unseres Studiums sind wir alle mit Vorfreude an die DHBW gegangen. Das Image der Hochschule wirkte einwandfrei. Desto tiefer saß unser Schock, als wir erfuhren, welche Art von Konzernen die Duale Hochschule unterstützt. Gerade die Studierenden der “Sozialen Arbeit” waren fassungslos. Viele haben Kontakte mit Geflüchteten Menschen und kennen daher die verheerenden Auswirkungen der Exporte der genannten Konzerne. Zu erfahren, dass Kommiliton*innen gerade am Bau dieser Waffen direkt oder indirekt beteiligt sind, ließ viele von uns sprachlos zurück.

In diesem Sinne halten wir es nicht mehr für vertretbar, an einer Hochschule zu studieren, die durch Praxiskooperationen direkt Waffenkonzerne wie “Heckler & Koch” und “Rheinmetall” unterstützt. Aus diesem Grund haben wir zwei Forderungen formuliert, die wir als absolut notwendig erachten. Wir hoffen, dass auch Sie dies so sehen.

Wir fordern:

– Das Auslaufen der bestehenden Studienverträge und die Beendigung der Kooperation mit Konzernen der Waffenindustrie.
– Die Unterzeichnung einer Zivilklausel durch die DHBW, welche sie verpflichtet die Forschung und Lehre ausschließlich auf zivile Zwecke zu beschränken.

Wir fordern Sie daher auf Stellung zu diesen Kooperationen zu beziehen und die notwendigen Maßnahmen im Sinne von uns Studierenden zu treffen.

Viele Grüße,

der Sozialistisch-Demokratische Studierendenverband (SDS) der DHBW Stuttgart.

Stuttgart, 17.08.2021